Welche Auswirkungen hat die Desinfektion von Handschuhen mit Alkoholen?
Im Bereich der Biowissenschaften (pharmazeutische Produktion, Biotechnologie, F&E) ist es üblich, Handschuhe vor der Verwendung mit einer 70%igen Lösung von Isopropylalkohol (IPA) als Desinfektionsmittel zu besprühen. Um die chemische Beständigkeit eines Handschuhmaterials gegenüber alkoholischen Desinfektionsmitteln zu messen, werden an den Handschuhen Permeationstests gemäß der Norm EN 16523-1:2015 (Bestimmung der Beständigkeit von Materialien gegen die Permeation von Chemikalien, die von potenziell gefährlichen flüssigen Chemikalien unter den Bedingungen eines kontinuierlichen Kontakts durchdrungen werden) durchgeführt.
Data Testing
Der Ansell Chemical Guardian ist eine Datenbank, in der Permeationsdatentests und Extrapolationen für verschiedene Handschuhmaterialien gegen eine Reihe gefährlicher Chemikalien, darunter Alkohole wie IPA und Ethanol, gespeichert sind. Die Testdaten dieser Datenbank zu den Permeationszeiten von IPA und Ethanol für vier verschiedene Handschuhmaterialien sind in Tabelle 1 und 2 (siehe unten) aufgeführt. Ein Blick auf die extrahierten Testdaten lässt den Schluss zu, dass Naturkautschuklatex- oder Polyisoprenhandschuhe eine geringere Beständigkeit gegenüber IPA und Ethanol aufweisen als Neopren oder Nitril.
Tabelle 1:
Tabelle 2:
"In der Praxis wird der Alkohol, wenn er auf einen Handschuh verschüttet oder zur Desinfektion auf einen Handschuh aufgetragen wird, eher verdampfen als durchdringen, da er in diesem Fall der Luft ausgesetzt ist und nicht am Verdampfen gehindert wird. "
Interpretation der theoretischen Testdaten für Alkohole
Betrachtet man nur die veröffentlichten Permeationsdurchbruchszeiten, so kann man in der Tat den Eindruck gewinnen, dass die Beständigkeit von sauberen (und sterilen) Handschuhen gegenüber IPA "gering" ist, aber es ist Folgendes zu beachten: Während des chemischen Permeationsdurchbruchtests (unabhängig davon, ob dieser nach den Normen ASTM F739, EN374-3 oder EN 16523-1 durchgeführt wird) ist die Prüfchemikalie vollständig in der Testzelle eingeschlossen und hat keine andere Möglichkeit, als durch den Handschuh zu dringen. Darüber hinaus haben die im Test verwendeten Alkohole erwiesenermaßen sehr unterschiedliche Testergebnisse geliefert.
In der Praxis wird der Alkohol, wenn er auf einen Handschuh verschüttet oder zur Desinfektion auf einen Handschuh aufgetragen wird, eher verdampfen als durchdringen, da er in diesem Fall der Luft ausgesetzt ist und nicht am Verdampfen gehindert wird. Das bedeutet, dass die Testbedingungen im Labor in diesem Fall nicht unbedingt mit der tatsächlichen Anwendung übereinstimmen. In der Praxis zeigen Neopren- und Nitrilhandschuhe ein gutes Verhalten gegenüber Alkoholen, wenn man den Alkohol auf natürliche Weise verdampfen lässt.
Wenn jedoch nach der Alkoholbehandlung ein zusätzliches Aneinanderreiben der behandelten Hände stattfindet, ist es schwierig vorherzusagen, wie sich dies auf die chemische Beständigkeit des Handschuhs auswirkt. Es ist wichtig zu beachten, dass durch das Reiben Partikel entstehen können und somit ein zusätzliches Kontaminationsrisiko im Reinraum besteht.
Schlussfolgerung
Wenn sterile Handschuhe gekauft werden, besteht keine Notwendigkeit, die Handschuhe zusätzlich mit Isopropanol zu desinfizieren, obwohl dies in Reinräumen oft zum Standardverfahren gehört. Obwohl Alkohole eine schädigende Wirkung auf die Handschuhmaterialien haben könnten, ist dieser Effekt aufgrund der sehr kurzen Kontaktzeit minimal.
Nitril- und Neoprenmaterialien haben im Allgemeinen eine bessere Beständigkeit gegen Alkohole als Naturkautschuklatex. Wir raten davon ab, die behandschuhten Hände nach dem Auftragen des alkoholischen Desinfektionsmittels aneinander zu reiben, da dies den chemischen Verfallseffekt verschlimmern und Partikel in die Reinraumumgebung einbringen könnte. Wir empfehlen, den Alkohol als Spray aufzutragen und auf den Handschuhen natürlich verdunsten zu lassen.
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